
Wir haben Jagdgäste in den Kanzeln. Interessant ist, dass die tagsüber in der Kanzel schlafen und dann auf Jagd gehen, wenn ich schon wieder abbaume. Es sind Fledermäuse.
Am 1. Mai morgens bei erstem Büchsenlicht ging es los. Ein gutes Dutzend Fledermäuse ist mir um den Kopf geflogen. Was machen die, habe ich mich gefragt. Hier ist doch gar nicht so ein hohes Beuteaufkommen. Bis dann ruck, zuck eine nach der anderen im Dach der Kanzel verschwunden ist.
Sie hatten mich als harmlos eingestuft und sich getraut, ihre Schlafplätze preiszugeben.

Diese Schlafplätze, das sind kleine Einschlüpfe zwischen den Dachsparren und der Dachplane. Vielleicht 15 mm hoch, 4 cm breit und 8 cm tief. Das reicht den kleinen Kerlen und jeder hat sein Appartement.
Wenn ich beim Ansitz so eine Kanzel nehme, mit dieser speziellen Dachkonstruktion, dann guck ich auch immer in die Schlitze, ob sie vielleicht bewohnt sind. Manchmal sind sie es.
Und jetzt habe ich mal einen dieser Schlafgäste fotografiert und gefilmt.
Nachdem ich mich beim Bonner Arbeitskreis für Fledermausschutz schlau gemacht habe, sieht es ganz danach aus, als wäre es eine Zwergfledermaus. (Es könnte theoretisch auch noch die Schwesterart Mückenfledermaus sein.)
Kurz nachdem ich sie gefilmt habe, ist sie dann zu ihrer Jagd ausgeflogen. Ich habe sie bei ihrem Abflug im letzten Büchsenlicht nur noch schemenhaft gesehen und konnte ihr auch gerade noch ein Waidmannsheil hinterher murmeln.
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12.9.16 – ein Nachtrag über die offenbar nicht so seltene Tollwut bei Fledermäusen