Institut für Haustierkunde der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Olshausenstraße 40, D-24118 Kiel
Einleitung
Genetische Vielfalt in Körper‑ und Verhaltensmerkmalen ist die Grundlage für die Anpassungsfähigkeit einer Fortpflanzungsgemeinschaft an ihre sich ständig ändernde Umwelt. Wie durch die vergleichsweise geringe Häufigkeit spontan auftretender Veränderungen von Erbanlagen (aufgrund geringer Populationsgrößen und langer Generationsintervalle) und die überwiegend schädigende Wirkung solcher Erbänderungen in einem komplexen Organismus zu erklären ist, braucht sie bei großen Säugetierarten zu ihrer natürlichen Entstehung Tausende von Jahren. Ist genügend genetische Vielfalt vorhanden, so finden sich unter den verschiedensten Umweltbedingungen immer Individuen, die in der Lage sind, mehr Nachkommen hervorzubringen als andere ‑ ein Vorgang, der den Genbestand verändert und als natürliche Selektion bezeichnet wird. Hat jedoch eine Fortpflanzungsgemeinschaft einen großen Teil ihrer Genreserven verloren, so treten vermehrt Krankheiten und Mißbildungen auf, es kommt zu verminderter Fruchtbarkeit und Vitalität, und die Population kann schließlich bei Veränderung eines bestimmten Umweltfaktors aufgrund mangelnder Anpassungsfähigkeit zugrunde gehen.