In ganz Deutschland explodieren die Schwarzwildbestände; Städte, Ortschaften, Friedhöfe, Parkanlagen und Fußballplätze werden vom Schwarzwild umgedreht. Die Grundbestände des Schwarzwildes steigen und es ist kein Ende in Sicht. Zeit, ernsthaft darüber nachzudenken, wie es mit der Schwarzwildbejagung weitergehen soll.
Trotz 12- Punkteprogramm zur Bekämpfung der klassischen Schweinepest und zur Reduzierung überhöhter Schwarzwildbestände in Rheinland-Pfalz haben die Bestände zu einem Schadniveau geführt, sodass Reviere mit hohem Feldanteil teilweise nicht mehr verpachtbar sind. Das Wildschadensrisiko ist nicht mehr kalkulierbar/finanzierbar.
Das Einzäunen von Maisflächen und Zuklappen von offenen Wiesen will auf Dauer keiner machen und ist mancherorts nicht mehr leistbar. Statt ein Revier zu pachten oder als Jagdgehilfe zu fungieren, lässt so mancher lieber die Finger vom eigenen Revier und tingelt zur Drückjagdzeit von einer Bewegungsjagd zur anderen. Ach wie lustig ist die Jägerei, wenn man nicht selbst die Verantwortung trägt.
Steht die Jagd vor einem riesigen Dilemma?
Es stellt sich die Frage, ob die Jägerschaft in der Lage ist, die Probleme zu bewältigen. Wird das 12-Punkte-Programm wirklich gelebt oder gibt es immer noch Reviere, die nicht mitmachen und den Ernst der Lage nicht erkannt haben? Sind die Drückjagden wirklich professionell und revierübergreifend geplant?
Man muss daran zweifeln, sieht man die Entwicklung. Viele glauben immer noch, dass Kirrungen das einzige probate Mittel zur Reduzierung der Schwarzwildbestände sind. Anhand einer Auswertung des Landkreises Altenkirchen für das Jagdjahr 2006/07 wird deutlich, welche Kirrungsmengen trotz Landesverordnung immer noch in die Wälder gebracht werden dürfen (Auswertung).
Im Landkreis Altenkirchen sind 319 Kirrungen genehmigt, theoretisch kann dort eine Kirrmenge von 116.435 kg pro Jahr ausgebracht werden. Geschossen wurden im Jagdjahr 2006/07 438 Stck Schwarzwild. Damit entfallen im Durchschnitt 266 kg Mais auf jedes erlegte Stück Schwarzwild. Interessant, dass die meisten Sauen in dem Hegegring geschossen wurden, der die wenigsten Kirrplätze hat, aber jedes Jahr professionelle Drückjagden auf der gesamten Fläche organisiert. Im Gegensatz dazu hat der Hegering mit den meisten Kirrungen die größte Futtermenge pro erlegter Sau und den geringsten Abschuss pro 100 ha Jagdfläche.
Wir sollten also nicht immer auf die erhöhte Maisanbaufläche, den vielen Mastjahren und dem wenigen Schnee ablenken, sondern den Finger in die wirkliche Wunde legen und dort ansetzen, wo wir etwas bewirken können.
Die Schwarzwildproblematik werden wir nur gemeinsam und revierübergreifend in den Griff bekommen.
Dies muss das angestrebte Ziel sein. Es darf in dieser Drückjagdsaison keine Gewichtsbegrenzungen geben. Bachen, wenn nicht führend, müssen konsequent mitbejagt werden.
Das Kirren macht nur Sinn, wenn Schwarzwild auch erlegt wird und darf nicht dazu dienen, das Wild im eigenen Revier zu binden. Wir müssen die Courage besitzen, Reviere die nicht mitmachen, in die Pflicht zu nehmen. Der Gesetzgeber muss Mißstände ahnden. Sollten wir das Schwarzwildproblem nicht lösen, werden es andere tun. Eine erneute Schweinepest in Rheinland-Pfalz kann sich keiner leisten.